Bilder & Notizen II
Notiz, 2. Jänner
Seit jenen fernen ersten Tagen
kehrt das Licht immer wieder
und bringt jedes Mal
einen neuen Anfang.
* * *
Notiz, 10. Jänner
Durch einen Ozean aus Kristall,
über Inseln,
die aus Schatten sind
und flüchtig.
* * *
Notiz, 17. Jänner
Kurz nach vier
steht die Winterabendsonne
noch einmal tief im Osten,
im Nachbarhaus im Küchenfenster.
* * *
Notiz, 24. Jänner
Vor dem dunklen Wald
sehe ich dann doch noch
die unergiebigen Schneefälle
aus dem Wetterbericht.
* * *
Notiz, 31. Jänner
In den Archiven
am Teich lagert noch,
gut erhalten.
ein kleines Stück Herbst.
* * *
Notiz, 7. Februar
Der Mond ist aufgegangen
bevor die goldnen Sternlein prangen,
und nun wartet er
verlegen auf die Dunkelheit.
* * *
Notiz, 14. Februar
In aller Frühe schon
prüft die Februarsonne
ihre Leuchtkraft
in den blassen Farben.
* * *
Notiz 21. Februar
Ein milder Schauer
warmes Licht
hebt die Birke
aus den Schatten.
* * *
Notiz, 28. Februar
Reste von Schnee im Moos,
unter der Laubdecke
atmet der Boden schon
den Duft nasser Erde.
* * *
Notiz, 6. März
Am Wegrand,
bei benutzten Papiertaschentüchern
und leeren Zigarettenschachteln,
habe ich neulich
ein helles Läuten gesehen.
* * *
Notiz, 13. März
Die Dämmerung sinkt in die Dunkelheit,
ein Jet schleppt noch schnell
einen Streifen
Tageslicht über den Himmel.
* * *
Notiz, 20. März
Bei der Autobahnbrücke,
zwischen Asfalt und schweren Lastern,
treibt im Alltagsstrom
ein Tropfen Feiertag.
* * *
Notiz, 27. März
Im kalten Märzregen
wehren sich kleine
gelbe Blüten
gegen das Grau.
* * *
Notiz, 3. April
Bergwärts
führt der Weg der Farben,
aus dem Tal die Hänge hinauf
bis in die Halme.
* * *
Notiz, 10. April
Ein hölzerner Nagel
scheint der Ort
für Hoffnung oder Angst
für Bitte oder Dank.
* * *
Notiz, 17. April
Wieder vergehen
Löwenzahnblüten am Wegrand
die Welt jedoch
dreht sich weiter.
* * *
Notiz, 24. April
Ein Windhauch streicht
unentschlossen durch die Zweige,
um dann doch mit dem Fluss
nach Süden zu ziehen.
* * *
Notiz, 1. Mai
Hinter den Vorhängen
aus Licht machen
die alten Fichten sich
gegenseitig Mut.
* * *
Notiz, 8. Mai
Auf der Wiese beim Haus
verabreden sich
Sonne und Wind
und besprechen den Tag.
* * *
Notiz, 15. Mai
Im schweren Himmel
doch noch blaue Risse,
ein Leuchten flieht über die Gipfel,
der Weltuntergang ist abgesagt
wieder einmal.
* * *
Notiz, 22. Mai
Grüne Blätter
greifen ins Licht,
verkosten genießerisch
den hellen Vormittag.
* * *
Notiz, 29. Mai
Von grauen Mauern
ermüdete Augen
finden einen Rastplatz
bei gealterten Stiefmütterchen
* * *
Notiz, 6. Juni
So ging auch ich
im Walde für mich hin
ohne etwas zu suchen
und habe doch gefunden
* * *
Notiz, 12. Juni
Der Wind am Ende des Frühlings
trägt letzte Löwenzahnsamen
über die Welt
und Wehmut
* * *
Notiz, 19. Juni
Lange schon höre ich zu
verstehe immer noch nicht
was das Wasser den Steinen erzählt
* * *
Notiz, 26. Juni
Wenn an den ersten Sommerabenden
das Licht zurückflutet ins All
steigen die Schatten
ungewohnt langsam und leicht
* * *
Notiz, 3. Juli
Mein Kompass im Garten
reagiert schon am Morgen
auf die Lichtströme der Sonne
und zeigt Richtung Tag
* * *
Notiz, 10. Juli
Zurück sind die Tage
gesättigt mit Farben und Licht
unter geordneten Himmeln
* * *
Notiz, 17. Juli
Im schattigen Unterholz
hat ein Leitstrahl der Sonne
das Signalfeuer entfacht
für den Endanflug auf den Sommermorgen
* * *
Notiz, 24. Juli
Im frühen Morgenregen
nehmen doch tatsächlich
ein paar Tropfen
den Umweg über die Rosenblätter
* * *
Notiz, 31. Juli
Im Sommerorchester spielt
piano der Wind in den Blättern und
forte der Rasenmäher in Nachbars Garten
* * *
Notiz, 7. August
Sonnenflecken brennen
leuchtende Löcher
in die Schatten am Waldrand
* * *
Notiz, 14. August
Kommt der helle Tag
beginnt an ungepflegter Straßenböschung
die Frühschicht der Bienen
* * *
Notiz, 21. August
Betläuten am Abend
der letzte Glockenton
kreuzt noch die Bahn der Sonne
* * *
Notiz, 28. August
Mit freundschaftlicher Geste
schiebt ein Windhauch
einen Birkenzweig
ins Licht
* * *
Notiz, 4. September
Im weit gestreuten Schein
durchziehender Schauer
verlieren die hellen Tage
langsam ihr Licht
* * *
Notiz, 11. September
Über allem schwebt
nun deutlich spürbar
ein Hauch von Vergänglichkeit
* * *
Notiz, 18. September
Die Atempausen
werden länger wenn wieder
die Schatten wachsen
* * *
Notiz, 25. September
Leicht und unbeschwert
tänzelt der Herbst
in den Wald
* * *
Notiz, 2. Oktober
Keine Kurstabelle
zeigt den Wert des Goldes
am Straßenrand
* * *
Notiz, 9. Oktober
Nach der Kaltfront bleibt nur
die Gartenmöbel wieder
in die Garage zu stapeln
* * *
Notiz, 16. Oktober
Dämmerung den ganzen Tag
über dem Küchentisch
vermengt sich Tageslicht
mit dem elektrischen
* * *
Notiz, 23. Oktober
Ein Sonnenstrahl
ein einziger durchleuchtet
das gealterte Birkenblatt
* * *
Notiz, 30. Oktober
Aus den Blätterwolken
tropft Licht
in die Schatten
* * *
Notiz, 6. November
Ein sanftes Fallen
findet ein Ende
im verlassenen Spinnennetz
* * *
Notiz, 13. November
Auf den schattigen Wegen
setzt die Sonne
vorübergehend ihre Lichtmarken
* * *
Notiz, 20. November
Mit den Tagen verblassen
Windenblätter
und Gartenzaun
* * *
Notiz, 27. November
Eigene Kompositionen
übt der Wind
auf den restlichen Blättern
Notiz, 4. Dezember
Braun und welk
hat der goldene Herbst
die Bäume verlassen
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Notiz, 11. Dezember
An der Grenze zwischen
Herbst und Winter
sind Farben Erinnerung
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Notiz, 18. Dezember
Auf fernen Gipfeln
verweilt länger
der Tag
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Notiz, 26. Dezember
Irgendwie scheint
das Licht geheimnisvoller
in diesen Tagen
* * *
Mehr:
Vielen Dank für den Besuch! Erich Rainer, Neumarkt - [email protected]
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